Modernes Repertoire gegen die Italienische Eröffnung
GM Boris Avrukh
Introduction And Free Preview
Lieber Leser,
die vorliegende Eröffnungsdatenbank hat zum Zweck, Sie mit einem GM Repertoire gegen eine der aktuell populärsten Eröffnungen auszustatten: Die Italienische Partie.
Aufgrund der Schwierigkeiten von Weiß, einen Vorteil gegen die Berliner Variante im Spanier zu erreichen, greifen immer mehr Topspieler zu Italienisch. Daher sollte jeder 1...e5 - Spieler auf diese Eröffnung vorbereitet sein.
Die Startposition der Italienischen Partie entsteht nach den Zügen 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Lc5
Hierbei handelt es sich um eine der ältesten Stellungen der Schachtheorie. Von diesem Punkt an verfügt Weiß über eine Vielzahl an Zügen und Zugfolgen. Je nachdem in welcher Reihenfolge Weiß die Züge 0-0, c2-c3 und d2-d3 spielt, entstehen verschiedene subtile Unterschiede, die in dieser Datenbank untersucht werden. Die einzigen sinnvollen Züge, die nicht behandelt werden, sind 4.b4 (Evans-Gambit) und 4.Sc3 (Vierspringerspiel).
Zuerst analysiert GM Boris Avrukh weiße Versuche, ein starkes Bauernzentrum zu bilden:
1) Weiß spielt 4.c3 Sf6 5.d4 exd4 6.cxd4 Lb4+ 7.Sc3
Diese Gambitvariante ist auf Amateurlevel sehr beliebt. Weiß opfert seinen Zentralbauern e4, um früh die Initiative zu übernehmen. Aus theoretischer Sicht ist es jedoch Schwarz, der in dieser Variante um Vorteil kämpft. Für den Schwarzspieler ist es wichtig, sich hier genau auszukennen, denn die entstehenden Stellungen sind sehr scharf. In seiner Analyse zeigt GM Boris Avrukh, dass Schwarz nach 7...Sxe4 8.0-0 Lxc3 9.d5 Lf6 ausgezeichnete Gewinnchancen hat. Diese Variante ist Gegenstand von Kapitel 1.
2) Weiß spielt 4.c3 Sf6 5.d4 exd4 6.cxd4 Lb4+ 7.Ld2
Dieses Vorgehen ist viel solider als 7.Sc3. Bevor Weiß aktiv wird, beabsichtigt er, seine Entwicklung zu beenden. Dies gibt Schwarz allerdings Zeit, das weiße Zentrum anzugreifen. Die Hauptvariante ist 7...Lxd2 8.Sbd2 d5 9.exd5 Sxd5
Diese Stellung wurde schon extrem häufig gespielt. Wie es in Isolani-Strukturen üblich ist, wird Weiß im Mittelspiel versuchen, die Initiative an sich zu reißen. Die Endspiele sind jedoch aufgrund der Schwäche des isolierten Bauern alle vorteilhaft für Schwarz. In seinen Analysen belegt GM Boris Avrukh, dass die weiße Initiative nur vorübergehender Natur ist, der schwarze Strukturvorteil jedoch von Dauer. Diese Variante ist Gegenstand von Kapitel 2.
3) Weiß spielt 4.c3 Sf6 5.d4 exd4 6.e5
Dieser ehrgeizige Zug leitet eine wichtige Variante ein. Zuletzt hat der georgische GM Baadur Jobava in hohem Maße zu ihrer Popularität beigetragen. Die weiße Idee ist offensichtlich: Bevor er auf d4 nimmt, möchte er im Zentrum Raum gewinnen. Oftmals hat das jedoch zur Folge, dass das Zentrum verwundbar wird.
GM Avrukh zeigt, dass Schwarz nach 6...d5 7.Lb5 Se4 8.cxd4 Lb6 genügend Ressourcen hat, um das weiße Zentrum erfolgreich anzugreifen.
Dasselbe gilt auch für Jobavas Lieblingszug 7.Le2, gegen den Avrukh den starken und theoretisch unerforschten Konter 7...d3 empfielt.
Diese Stellungen werden ausführlich in Kapitel 3 behandelt.
4) Weiß spielt 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Lc5 4.0-0 Sf6 5.d4
Ein sehr altes Gambit, das erstmals 1853 gespielt wurde! Weiß opfert einen Bauern für Entwicklungsvorsprung. Diese Variante kann extrem gefährlich sein, wenn Schwarz darauf nicht gut vorbereitet ist. Boris Avrukh stellt hier die Hauptvariante vor, die durch die Züge 5...Lxd4 6.Sxd4 Sxd4 7.f4 d6 8.fxe5 dxe5 9.Lg5 De7 eingeleitet wird.
Mit einem letzten Zug bereitet Schwarz die lange Rochade vor. Die weiße Hauptidee besteht darin, die schwarze Bauernstruktur mit Lxf6 zu beschädigen. Wie die vorliegende Analyse zeigt, hat Schwarz die Möglichkeit, im richtigen Moment den Bauern zurückzugeben, und selbst die Initiative zu übernehmen. Dabei kann er sich die geöffnete g-Linie zunutze machen.
Diese Variante wird in Kapitel 4 behandelt.
5) Weiß spielt 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Lc5 4.0-0 Sf6 5.d3 0-0 6.c3
Historisch gesehen wurde diese Zugfolge populär, als klar wurde, dass der weiße Versuch, das Zentrum sofort mit c2-c3 und d2-d4 zu besetzten, nicht so gut funktioniert.
Stattdessen beabsichtigt Weiß nun, erst nach langer Vorbereitung ums Zentrum zu kämpfen. Zum Beispiel spielt er in der Regel erst Te1, h3 und Sd2-f1-g3, bevor er den Vorstoß d3-d4 durchführt. Aufgrund der Langsamkeit des weißen Vorgehens wird diese Variante auch als Langsames Italienisch (Giuoco Piano) bezeichnet.
Als Antwort auf diese Zugfolge empfielt GM Avrukh das moderne 6...d5 7.exd5 Sxd5.
In seinen Kommentaren weist er darauf hin, dass d7-d5 nur gespielt werden sollte, wenn von weißer Seite aus bereits c2-c3 erfolgt ist. In der Folge wird der Druck gegen den Bauern auf e5 durch die Schwäche auf d3 kompensiert. Es entsteht sehr dynamisches Spiel, das beiden Seiten viel Präzision abverlangt. Der Autor weist nach, dass Schwarz in diesen Varianten keinerlei Probleme hat.
Diese Stellungen werden in Kapitel 5 behandelt.
6) Weiß spielt 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Lc5 4.0-0 Sf6 5.d3 0-0 6.Lb3 d6 7.c3
Diese Stellung kann über eine Vielzahl an Zugfolgen erreicht werden. Gemeinsam ist ihnen, dass Weiß erst dann c2-c3 spielt, wenn Schwarz d7-d6 gezogen hat.
In dieser Variante empfielt der Autor einen flexiblen Ansatz: 7...h6 8.h3 a6 9.Te1 Te8
Den weißen Druck auf der Diagonalen a2-g8 zu neutralisieren, ist ein fester Bestandteil der schwarzen Strategie. Anschließend möchte er den Vorstoß d6-d5 durchsetzen.
In Kapitel 6 zeigt der Autor, dass Schwarz auch in dieser Variante gute Stellungen erreicht.
7) Weiß spielt 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Lc5 4.0-0 Sf6 5.d3 0-0 6.h3!?
Diese schlaue Zugfolge verdient besondere Aufmerksamkeit. Die weiße Idee ist, die Variante 6.c3 d5 zu umgehen. Im vorhergehenden Kapitel wurde zu diesem Zweck 6.Lb3 gespielt. Dieser Zug ist jedoch besser, denn mit 6.h3 behält Weiß die Option, mit a2-a4 gefolgt von c2-c3 und b2-b4 am Damenflügel zu expandieren. Von 6...h6 ist hier abzuraten, da dieser Zug gegen den Damenflügelplan nutzlos ist.
Die Hauptstellung dieser Variante entsteht nach den Zügen 6...d6 7.c3 a6 8.Te1 La7 9.Lb3 h6 10.Sbd2.
Diese Stellung ist eröffnungstheoretisch von sehr hoher Bedeutung. GM Boris Avrukh ist zwar kein Fan des Läufers auf a7 (er bevorzugt diesen auf f8), aber dennoch wurde sie von vielen Top-Großmeistern gespielt.
In Kapitel 7 der Datenbank weist der Autor nach, dass Schwarz auch in diesem Abspiel eine ausgeglichene Stellung erreichen kann.
8) Weiß spielt 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Lc5 4.0-0 Sf6 5.d3 0-0 6.a4
Der neueste Trend in dieser populären Variante. Weiß gewinnt Raum am Damenflügel und verzögert c2-c3, um nicht wie in Kapitel 5 das sofortige d7-d5 zuzulassen. Grundsätzlich möchte er erst c2-c3 spielen, wenn Schwarz d7-d6 gezogen hat.
Um sich nicht in einer Stellung ohne Gegenspiel wiederzufinden, sollte Schwarz einen flexiblen Aufbau wählen. GM Boris Avrukh empfielt 6...d6 7.c3 a6. Mit dieser Zugfolge hält sich Schwarz alle Optionen offen, und kann sein Spiel dem weißen Plan anpassen. Wie der Leser in vielen Varianten sehen wird, kann Schwarz auch hier um die Initiative kämpfen. Diese Variante ist Gegenstand von Kapitel 8.
9) Weiß spielt 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Lc5 4.0-0 Sf6 5.d3 0-0 6.a4 d6 7.c3 0-0 8.Lg5
Eine gefährliche Variante, in der es viele neuere Entwicklungen gibt. Wenn Schwarz bereits rochiert hat, kann die Fesselung des Springers sehr unangenehm sein, denn die Königsstellung mit h7-h6 und g7-g5 zu schwächen, ist riskant, und das Standardmanöver Se7-g6 würde die Zerstörung der Bauernstruktur am Königsflügel zulassen. Dies ist übrigens der Grund, warum Schwarz manchmal im achten Zug nicht rochiert.
Nichtsdestotrotz betrachtet GM Avrukh die Variante 8...h6 9.Bh4 g5 als eine gute Option für Schwarz. In Kapitel 9 weist er nach, dass Schwarz auch hier in allen Varianten zufriedenstellendes Spiel erlangen kann.
10) Schwarz spielt h7-h6 vor der Rochade
Wenn der Leser es vorzieht, die Fesselung auf der Diagonale h4-d8 nicht zuzulassen, steht ihm eine hervorragende Alternative zur Verfügung. Nach den Zügen 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Lc5 4.0-0 d6 5.c3 Sf6 6.d3 kann er mit 6...h6 fortsetzen.
Dieser Zug verhindert die weiße Idee Lg5. An diesem Punkt folgt der Autor der kürzlich gespielten Partie Harika,D - Adams, M, in der der englische Großmeister ein interessantes Konzept vorstellt. Nach 7.Te1 0-0 8.h3 setzt er mit 8...a5!? fort. Das ist in dieser konkreten Stellung neu, grundsätzlich aber keine ungewöhnliche Idee in solchen Strukturen. Schwarz schafft nicht nur ein Rückzugsfeld für seinen schwarzfeldrigen Läufer, sondern verhindert auch b2-b4, und gewinnt Raum am Damenflügel. Einen Nachteil hat der Zug jedoch auch: Das Feld b5 wird geschwächt.
Diese Variante wird in Kapitel 10 untersucht.
Beispielaufgabe.